„Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut!“ – So in etwa ließe sich mit Karl Valentin die Pflege der altbewährten, unter den Kolleginnen und Kollegen des Deggendorfer Robert-Koch-Gymnasiums sowie des Gymnasiums Strakonice hochgeschätzten Schulpartnerschaft während der vergangenen Corona-Jahre beschreiben. Nur zu gerne hätten alle Beteiligten die traditionellen Partnerschultreffen fortgeführt, doch das letzte Wort hatte dann doch zweimal in Folge die Pandemie, die niemand bestellt hatte. Am 22. Oktober dieses Jahres war es dann aber endlich so weit: Gemeinsam mit ihrer stellvertretenden Schulleiterin RNDr. Milena Pavlíková und ihrer dolmetschenden Kollegin Lenka Šampalíková fanden sich erneut 28 Kolleginnen und Kollegen aus Tschechien am „RoKo“ ein. Nur ein Blick in die bekannten und vertrauten Gesichter, ganze ohne maskierte Bedenken, und schon war er wieder da: der Geist einer Partnerschaft, die zu tief verwurzelt ist, als dass sie sich durch widrige Umstände anzweifeln ließe. Auch etliche der Ehemaligen von einst, die deren Anfänge vor über einer Generation noch selbst miterlebt und -gestaltet hatten, waren mit von der Partie, so dass es an Gesprächsstoff und Gesten der Verbundenheit nicht mangelte.

Begonnen wurde das Wiedersehen nach einer gegenseitigen Begrüßung mit einer bayerischen Brotzeit und einem allerersten Nachhol-Tratsch, wie ihn die Lehrerzunft liebt und nur gerne pflegt, verbunden mit dem Bekanntmachen mit neuen Gesichtern, die den Gedankenaustausch für die nächste Generation sichern und die Partnerschaft weitertragen. Für Schulleiter OStD Heribert Strunz, der im vergangenen Herbst zwar immerhin mit Corona-Kleinstbesetzung nach Strakonice gereist war, war es somit trotzdem eine freudige Premiere, im dritten Jahr seiner Schulleitung endlich die letzte verbliebene Säule „seines“ RoKo komplett in Aktion zu erleben. Garnieren durfte er dieses Erlebnis mit einer Führung durch das Schulgebäude, die aus Erfahrung immer dazu angetan ist, durch vergleichende Anschauung sich der eigenen Stärken noch bewusster zu werden – und, nicht minder, neu hinzuzulernen.

Der darauffolgende Besuch im Deggendorfer Stadtmuseum, geführt von Frau Brigitte Revesz, war dann aus gleich doppelter Perspektive von Interesse: Zum einen brilliert hier die Stadt mit ihrer neuen, aus EU-Mitteln geförderten Abteilung „Wir sind Deggendorf“, die auch mit historischen Bezügen ins nahe Nachbarland nicht geizt, zum anderen liegen in diesen Gemäuern die Ursprünge des heutigen Robert-Koch-Gymnasiums, welches während der ersten drei Jahre seines Bestehens teilweise hier untergebracht war.

Nach einer Pause bei Kaffee und Kuchen im Deggendorfer Handwerksmuseum setzte sich die Begegnung auf dem Bogenberg, dem „heiligen Berg Niederbayerns“, fort. OStRin Ingrid Naber, als Organisatorin auf Deggendorfer Seite, brachte ihren böhmischen Kolleginnen und Kollegen im Rahmen einer kleinen Begehung dessen aufregende Geschichte näher, darunter die sagenumrankte Erzählung, wie die aus Böhmen stammende Ludmilla, letzte Gräfin von Bogen, durch ihre zweite Eheschließung mit dem wittelsbachischen Herzog von Bayern das Bogener Rautenwappen zum Bayerischen Rautenwappen werden ließ. StD Klaus Habermeier, stellv. Schulleiter am RoKo, schloss sich dem mit einer Führung durch die Wallfahrtskirche und einer Darstellung der weithin bekannten Kerzenwallfahrt an.

Den Ausklang bildete ein gemeinsames Abendessen im Berggasthof „Zur schönen Aussicht“, zu welchem sich schließlich noch der ehemalige Schulleiter, Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger, hinzugesellte und eigene Erfahrungen mit Strakonice wiederaufleben ließ. Bei der Beschwörung alter Zeiten indes sollte es nicht bleiben: Für die Zukunft ist eine Ausweitung der Partnerschaft angedacht. Neben Plänen zu einem Schüleraustausch stehen vor allem gemeinsame Schülerprojekte im Fokus der Überlegungen. Auf diese Weise wird auch die kommende Generation ihre Gestaltungsräume bewahren können.