Morgens in der Schulcafeteria auf den Schulbeginn warten, täglich in nur vier, dafür jeweils 90 minütige Schulstunden sitzen, vor jedem Stundenbeginn ein Gebet sprechen, jeden Tag ein gemeinsames Mittagessen in der Cafeteria einnehmen und bei über 30° C im Freien trotz Pullover im Klassenzimmer frieren – das waren nur wenige der Unterschiede, die uns zwischen dem RoKo und unserer amerikanischen katholischen Partnerschule in South Bend, Indiana, der Saint Joseph High School schon an unserem ersten Schultag dort auffielen.
Wir saßen jedoch nicht nur im Unterricht, sondern gleich am Abend nach unserem ersten Schultag sahen wir uns fasziniert etwas prototypisch Amerikanisches an: Ein Footballspiel auf dem schuleigenen Footballplatz. Es spielte das Team von Saint Joe (mit dem Spitznamen „The Indians“) gegen eine weitere High School von South Bend, während sie von den Cheerleadern angefeuert und durch die „Marching Band“ musikalisch unterstützt wurden. Zwar hatten von den Zuschauern und von uns Deutschen die meisten keine Ahnung wie die Regeln funktionieren, Spaß gemacht, das Saint Joe Team anzufeuern, hat es trotzdem. Am Tag darauf hatten wir unser zweites Footballerlebnis: Die Vorbereitung des Footballspieles zwischen der lokalen Notre Dame University und einer weiteren Universität. Zu diesem Anlass strömen tausende Menschen aus allen Teilen der USA zusammen, nicht nur um sich das Spiel anzusehen, sondern auch einfach um die Teams vor dem Spiel zu feiern.
Ein paar Tage darauf gingen wir in der örtlichen Mall shoppen und konnten dort auch tolle Mitbringsel einkaufen. An einem Tag bekamen wir eine Stadttour von South Bend, wo wir für einige Zeit in dem Laden der örtlichen Schokoladenfabrik stecken blieben und uns mit allen möglichen Leckereien eindecken konnten. Die größte Überraschung dort war wohl das Fehlen eines Stadtplatzes wie wir es kennen, stattdessen führte durch das Stadtzentrum eine zweispurig befahrene Straße. In South Bend besuchten wir auch das „Studebaker and History Museum”. In diesem konnten wir auf drei Stockwerke verteilt Autos ansehen, die von der Firma Studebaker die letzten 150 hergestellt worden sind. Ein Highlight war wohl die dort ausgestellte Kutsche mit der Abraham Lincoln zu dem Theater aufgebrochen war, in dem er schließlich ermordet wurde. Was uns auch noch sehr interessierte, waren die Zimmer mit den Kunst- und Sportausstellungen. Auch einen Raum mit früheren amerikanischen Haushaltswaren fanden wir spannend, genauso wie ein Zimmer mit Brautkleidern und die Geschichte der Native Americans und der geflüchteten schwarzen Sklaven.
Das Wochenende verbrachten wir in einem Hostel in Chicago. Um uns von der Fahrt auszuruhen, verbrachten wir erst einmal eine Zeit im Millennium Park. Anschließend aßen wir in einem Restaurant, das bekannt dafür ist unhöflich zu seinen Gästen zu sein, zu Mittag. Danach fuhren wir mit einem Aufzug hoch in den 94. Stock des John-Hancock-Center, von wo aus wir eine unglaubliche Aussicht über die Stadt und den Lake Michigan hatten. Abends liefen wir am Pier entlang und konnten die Stadt in der Nacht strahlen sehen. Von dort aus begann dann auch am Tag darauf (nach einer kurzen Shoppingtour) eine kleine Bootstour auf dem unglaublich großen See. Nach einer kurzen Stadttour ging es dann auch wieder zurück nach South Bend.
In unserer letzten Woche verbrachten wir einen Nachmittag bei den Dünen am Lake Michigan. Dort konnten wir uns entspannen, indem wir Eis aßen und unsere Füße ins warme Wasser hielten. Den Tag darauf verbrachten wir bei den Amish. Diese sind eine religiöse Gruppierung, die Mitte des 18. Jahrhunderts aufgrund religiöser Verfolgung in Süddeutschland und der Schweiz in die USA ausgewandert sind. Bis jetzt leben sie fast genauso wie es vor über 250 Jahren taten, wodurch es ihnen zum Beispiel verboten ist Elektrizität zu verwenden. Diese spezielle Gemeinde hatte jedoch ein paar Ausnahmen, so durften ihre Mitglieder moderne Geräte verwenden (zum Beispiel Auto fahren, telefonieren), solange sie es nicht außerhalb ihrer Arbeit tun. Für uns war es faszinierend zu sehen, wie man heute noch so außerhalb und unberührt von unserer „normalen“ Welt leben kann. Am Nachmittag besuchten wir in Amish Acres dann schließlich noch ein Musical in der zum Theater umgebauten Scheune.
Ansonsten erlebten wir in diesen 2 ½ Wochen noch einiges unabhängig voneinander, je nachdem, was unsere Gastfamilien so mit uns unternahmen. Manche gingen jeden Abend in ein Fast Food Restaurant, andere besuchten ein „haunted house“ oder schauten sich im Kino Filme an.
Schließlich saßen wir am Abend vor unserem Abflug nach Deutschland noch ein letztes Mal als Gruppe mit all unseren amerikanischen Austauschpartnern im Park bei unserer Farewellparty zusammen. Es gab ein Picknick mit Pizza und verschiedenen Salaten. Nach der Esserei wurde ein letztes Gruppenfoto geschossen und dann löste sich die Feier langsam auf. Und als wir uns am Morgen darauf unseren so lieb gewonnenen Austauschpartnern und Gastfamilien leb wohl sagen mussten, kullerten nicht Wenigen die Tränen über die Backen. Dieser Ausflug wird uns wohl für immer als einer der schönsten unserer Schulzeit in Erinnerung bleiben!
Deshalb danke für alle Unterstützer dieses Austauschprogramms, allen voran GAPP! Diese haben uns mit Fördergeldern unterstützt und so den ziemlich teuren Aufenthalt in den USA etwas erschwinglicher gemacht.