Eigentlich wollten die Lehrkräfte des Robert-Koch-Gymnasiums in Deggendorf mit ihren Kolleginnen und Kollegen des tschechischen Gymnasiums in Straknoice 2021 gemeinsam auf 30 Jahre Schulpartnerschaft anstoßen. Die Feierlichkeiten mussten allerdings aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Stattdessen wurde versucht, über Handy und Computer Kontakt zu halten, um so die freundschaftliche Verbundenheit und den kulturellen Austausch zwischen den beiden Schulen aufrechterhalten zu können.

Umso mehr freute sich das Kollegium aus Deggendorf, nach langer Pause endlich wieder ihre tschechische Partnerschule in Strakonice besuchen zu dürfen. Mit dabei waren OStD Heribert Strunz, Schulleiter des Robert-Koch-Gymnasiums, sowie OStD a. D. Heinz-Peter Meidinger, ehemaliger Schulleiter des Robert-Koch-Gymnasiums und bis vor kurzem Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.

Am Vormittag wurde die Gruppe herzlich von Schulleiter M. Sc. Miroslav Hlava, dessen Stellvertreterin RNDr. Milena Pavlíková sowie zahlreichen Lehrkräften des Gymnàziums Strakonice empfangen. In freundschaftlicher Atmosphäre trafen sich alte und neue Bekannte und genossen gemeinsam landestypische Köstlichkeiten. Musikalisch umrahmt wurde die Begrüßungsfeier von den beeindruckenden Klängen der schulischen Dudelsackpfeifergruppe unter Leitung von Stellvertreter PhDr. Miroslav Zitny. In seiner Begrüßungsrede fand Schulleiter OStD Heribert Strunz bewegende Worte zur Bedeutung der gelebten Gastfreundschaft. Es sei nur ein „kleiner Sprung“ über die Grenze zum Nachbarland, um eine unvergleichlich größere Erfahrung zu machen – nämlich die Erweiterung des geistigen Horizontes im gegenseitigen kulturellen Austausch und Kontakt. „Und überhaupt,“ so Strunz, „weshalb sollten wir in Zeiten der Klimakrise in die Ferne schweifen, wann das Glück doch so nah ist.“

Es folgte eine Führung durch das Schulhaus, bei der sich die Lehrkräfte über schulische Abläufe und die Gestaltung des Unterrichts austauschen konnten. Bei der Besichtigung modern ausgestatteter Fachräume wurden liebevolle Details präsentiert, so zum Beispiel die kreative Verzierung der Bibliothekswände mit Unterlagen und Notizblättern der Schülerschaft oder die namentliche Auflistung aller Abiturientinnen und Abiturienten seit dem Jahr 1923 auf bunten Wandfeldern im Eingangsbereich. „Die individuelle Ausgestaltung des Schulgebäudes“, so Schulleiter M. Sc. Miroslav Hlava, „soll den Schülerinnen und Schülern ein Gefühl von Heimat vermitteln.“ Dieses Gefühl ging auch auf die Deggendorfer Gäste über, die schließlich bei einer gemeinsamen Mittagspause in der Schulmensa mit herzhaften Speisen der tschechischen Küche versorgt wurden.

Im Mittelpunkt des Nachmittagsprogramms stand nach einem kurzen Stadtrundgang die Besichtigung der im 13. Jahrhundert von den Bavoren von Straknitz errichtete Burg samt dazugehöriger Räumlichkeiten, darunter die Dekanatskirche des Hl. Prokon. Eine historische Besonderheit im Inneren der Kirche stellte die Strakonicer Madonna dar, eine gotische Holzskulptur aus dem frühen 14. Jahrhundert, deren Original in der Prager Nationalgalerie zu sehen ist. Ebenso sehenswert waren der Kapitelsaal sowie der angrenzende Kreuzgang mit einem Ziegelmauergerippe, dessen früheste Wandmalerei auf des Jahr 1320 zurückzuführen ist. Im Museum des Mittleren Otava-Gebietes wurden die Besucherinnen und Besucher über die regionale Tradition des Dudelsackpfeifens, die Geschichte der Textilproduktion in Strakonice sowie die Bedeutung des Ritterordens der Malteser für die Region informiert. Abgerundet wurde das Nachmittagsprogramm mit einem Spaziergang auf dem „Lehrpfad Podskali“ entlang des Flusses Otava, dessen Zusammenfluss mit dem Fluss Volyňka das wunderschöne Stadtbild prägt.

Wie gewohnt fand das grenzüberschreitende Treffen seinen Ausklang bei einem geselligen Abendessen im Restaurant „Lovecká Baŝta“, bei dem die beiden Schulleiter OStD Heribert Strunz und M. Sc. Miroslav Hlava besonders den Organisatorinnen Mag. phil. Lenka Sampalikova und Mgr. Jana Oberfalcerova auf tschechischer sowie OStRin Ingrid Naber auf deutscher Seite für Ihre Bemühungen dankten. Die abendliche Atmosphäre zeigte, dass hier im Kleinen der große europäische Gedanke von guter Freundschaft und Nachbarschaft gelebt wurde. In diesem Sinne stellte man Überlegungen zur Ausweitung des Austausches auf Schülerebene an und stieß schließlich auf einen Gegenbesuch im Herbst 2024 in Deggendorf an.