„Die schöne Helena“ – der versierte Kenner antiker Mythologie denkt dabei an die schönste Frau auf Erden, die die Göttin Aphrodite dem Trojanerprinzen Paris als Belohnung für den „Zankapfel“ versprochen hat und die dummerweise mit dem Spartaner Menelaos verheiratet ist, was den ebenso berühmten wie blutigen Krieg zwischen Griechen und Trojanern zur Folge hat. Man stelle sich nun diese Helden vor – ein doppelter Ajax als tätowierter Punk, Achill als japanischer Shogun, der Chor in Partykleidung – dass diese Assoziationen zwar nicht „klassisch“, aber immerhin recht lustig und so gar nicht „heilig-ernst“ daherkommen, das durften die Lateinschülerinnen und -schüler der 8. bis 12. Klassen des Robert-Koch-Gymnasiums bei einem Besuch der Operette „Die schöne Helena“ von Jacques Offenbach am Landestheater Niederbayern in Landshut erleben. Mit ihren Begleiterinnen StRin Petra Bauer und StRin Christine Stadler, die die Fahrt organisiert hatten, tauchten die Schüler in die Welt der „Opera bouffe“, der komischen Oper des 19. Jahrhunderts ein, die Jacques Offenbach damals zum bedeutendsten Operettendichter seiner Zeit aufsteigen ließen.
In diesem Werk werden die antiken Figuren von ihrem kulturellen Sockel gestoßen, dass es eine Freude ist. Die großen griechischen Helden kämpfen vergebens gegen die Verdummung ihres Landes an, Menelaos kommt eher als Witzfigur daher, der Helenas und Paris‘ Glück nur unnötig stört, die Frauen laufen den Männern davon, und als Paris als „Großaugur der Venus“ am Ende Helena entführt, sind auch alle zufrieden. Die vielen parodistischen Elemente werden durch die schwungvolle Musik unterstützt, sei es durch den für Offenbach so charakteristischen „Can-Can“ oder die alpenländisch anmutende „Tyrolienne“. All dies verschmilzt zu einer ungemein komischen Mischung, die für die Mitte des 19.Jahrhunderts musikalisch so neu war und auch heute noch ungemein mitreißt, auch wenn die vielen Anspielungen auf die Pariser Gesellschaft jener Zeit heute nicht mehr offenkundig sind – die Parodie des antiken Troja-Mythos sorgte für großes Vergnügen.
Von der Aufführung begeistert nahmen die Schülerinnen und Schüler einiges aus dieser lehrreichen Fahrt mit, so auch, dass es zwischen „Heroischem“ und „Alltäglich-Lustigem“ oft nur ein kleiner Schritt ist, so wie zwischen der „schönen Helena“ Offenbachs und der „Birne Helene“, die im Rahmen einer Aufführung der Operette als Dessert „erfunden“ wurde.

Die Gruppe des Robert-Koch-Gymnasiums vor dem Theaterzelt in Landshut