Wäre man Völkerkundler – oder Ethnologe, wie der Gymnasiast von heute sagen würde –, es wäre schon eine besonders schöne Aufgabe, die Abgabe der Seminararbeiten der „Q12“ zu beobachten und zu studieren. Wie bei jedem anderen Initiationsritus auch, gelten hierfür bestimmte Kriterien, die zur Aufnahme in den Kreis der angehenden Abiturientinnen und Abiturienten zu erfüllen sind. Auch der farbenfrohe Kleiderkodex ist nicht willkürlich oder gar zweitrangig, und schon gar nicht die grundsätzlich positive Haltung zum gegebenen Anlass. Ein echter Vertreter seines Faches wüsste sofort: Was für Außenstehende wie institutionalisierte Feierlaune anmuten mag, reicht in Wirklichkeit sehr tief. Aus den Jungs und Mädels aus dem Oberstufenzimmer von gestern werden hier – vergleichbar der Metamorphose der bildungshungrigen Raupe zum sich dynamisch entfaltenden Schmetterling – die Jungakademiker von morgen, welche fortan rasch vom Jugendlichen zum Erwachsenen mutieren und den Bildungskonsum der vergangenen Jahre zunehmend hinter sich lassen, um selbst zu Bildungsschaffenden zu werden. Wenn das kein Grund zu Stolz und Freude ist! Jetzt heißt es also nur noch Daumendrücken für die Abiturprüfung, die sich bereits mit Siebenmeilenstiefeln nähert …
