Am 21.01.22 fand nach Jahren endlich wieder der Wettbewerb „Jugend debattiert“ statt. Die zehn Debattanten und Debattantinnen der 9. Klasse lieferten sich am Freitagvormittag in vier Gesprächen zu aktuellen, ethisch-moralischen und regional relevanten Themen einen Schlagabtausch der kultivierten Debattenkultur.
Die Debatte als Teil des Deutschunterrichtes mit einem abschließenden Wettbewerb fiel im letzten Schuljahr Corona bedingt aus und dementsprechend war die Freude nun bei allen Beteiligten umso größer. Von der engagierten Organisation durch Deutschlehrerin Frau Veronika Bahle und Fachkollege Herrn Stephan Haimerl über das große Interesse bei Juroren, Publikum und Debattanten, die teils sogar am Wochenende über Teams debattiert hatten, trugen alle ihren Teil zu dem gelungenen Vormittag bei. Auch das fachmännische Technikerteam, welches neben der notwendigen technischen Ausstattung, wie Headsets für die teilnehmenden Schüler, durch eine große Bühne, außergewöhnliche Licht- und Toneffekte, Musik mit extra Bass als Unterhaltung während Wartezeiten für gute Stimmung sorgte, machte einen reibungslosen Ablauf möglich.
Zwei der Debattenrunden befassten sich mit der aktuellen Fragestellung, ob die 10-h-Abstandsregel in Bayern abgeschafft werden sollte, gerade am Vortag von den Politikern Habeck und Söder diskutiert. Die je vier Schüler, denen neben dem Thema auch deren Position Pro 1, Pro 2, Contra 1 und Contra 2 zugelost wurden, hatten die Möglichkeit, sich in einer 15-minütigen Vorbereitungszeit mit dem Partner abzusprechen. Auf der Bühne waren sie allein mit sich, den Mitstreitern und ihrem Verstand, erleuchtet von hellen Scheinwerfern, die das gesamte Publikum unsichtbar machten.
Die Abschaffung der 10-h-Regel als eine unumgängliche Maßnahme in Zeiten des Klimawandels und der Energiewende wurde von der Pro-Seite bestätigt. Die von der Contra-Seite angeführten Argumente entpuppten sich als vergleichsweise schwammig, wobei ein Hauptargument war, dass Windräder zu nah an Häusern ein möglicher akustischer Störfaktor seien.

Ein weiteres ausgelostes, schon lange diskutiertes Thema für vier andere Schüler, war die Frage nach der Aufgabe der Schule in der Dialektpflege.
Das Publikum bestand aufgrund von Corona nur aus zwei Klassen, die jeweils ihre MitschülerInnen unterstützten, einigen schaulustigen Lehrern und Schülern anderer Klassen, die den Gesprächsrunden von der Galerie aus interessiert beiwohnten. Ein tosender Applaus, das Zeichen der Debattenglocke zum Starten der Einführungsrunde, in der die Pro-Seite ihre Maßnahme vorstellt und jeder mit einer kurzen Ansprache zum Thema hinführte. Danach eine freie Aussprache, in der die Debattanten mit erstaunlicher Sprachgewandtheit neue Sichtweisen aufzeigten. Im Publikum war zustimmendes Nicken oder verneinendes Kopfschütteln zu sehen, Schüler flüsterten sich Anmerkungen zu den Argumenten ihrer Klassenkameraden zu, das Technikteam diskutierte angeregt hinter dem Mischpult, alle waren voll dabei. Nach der Abschlussrunde, in der die Debattanten die wichtigsten Punkte zusammenfassten, werteten die zehn Juroren, ebenfalls ausgewählte Schüler aus den jeweiligen Klassen, nach den Bereichen Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft differenziert aus und entschieden darüber, welcher Schüler weiter in die Finalrunde, die vierte Debatte an diesem Tag, kommen sollte. Es blieb spannend, da neben den drei ersten auch der beste Zweitplatzierte weiterkommen würde.

Anerkennung in Form einer Teilnehmerurkunde aus den Vorrunden bekamen Miray Zankl, Franziska Stadler, Leo Kink, Mina Naab, Hannah Straßer, Lucas Aigner, Lena Gollwitzer und Christina Sultanov. Die Vorbereitung auf die kontroversen Themen und der Mut vor allen frei zu sprechen, verdienen höchstes Lob – auch wenn jene Teilnehmer nicht die Finalrunde erreichten.

Jetzt wurde es Zeit für die Finaldebatte, bei der auch Schulleiter Heribert Strunz und Stellvertreter Klaus Habermeier gespannt zuhörten. Die Rednerinnen lieferten sich eine engagierte und rhetorisch einwandfreie Debatte, in der die Schülerinnen geschickt darüber diskutierten, ob „nur Organspender auch ein Spenderorgan bekommen [sollten]“, eine äußerst knifflige Frage, bei der es um nichts Geringeres als das Abwägen zwischen Menschenleben und der Freiheit des Individuums geht.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen! Endlich der Entschluss der Juroren, die zuvor in einer Schulung, geleitet vom ehemaligem Schüler und zweifachem Landesjuror Marco Schneck, ausgebildet worden waren. Den ersten Platz belegte Veronika Weber, den zweiten Eva Trum, den dritten Johanna Pernsteiner und den vierten Amelie Kastl. Herzlichen Glückwunsch! Die vier besten Juroren, Sandra Berndl, Lilly Malschinger, Maya Schießl und Anna Pfaffinger stiegen ebenso in die Regionalliga auf.
Neben einer Urkunde erhielten die Debattenmeisterinnen sowie die besten Juroren Gutscheine, und Bücher, gesponsert vom Elternbeirat und Pustet Deggendorf. Herr Strunz war begeistert und lobte die Kenntnisse und Fähigkeiten der Teilnehmer.
Die eigene Meinung differenziert und logisch zu begründen ist eine essenzielle Eigenschaft in unserer Demokratie, ebenso wie die Fähigkeit, im Gespräch die Meinung anderer zu respektieren, einander zuzuhören und sich ausreden zu lassen. Das könnten sich so manche Politiker von ihnen abschauen!  Nebenbei beschäftigen sich die Jugendlichen mit Themen unserer Zeit und können sich selbst eine faktenbasierte Meinung bilden.

Und jetzt mal ehrlich, Erwachsene, was wollt ihr mehr, als Jugendliche, die selbst denken und reden können?

Anna Goller, Redaktion der Schülerzeitung