An die Tür des Geistes geklopft

53 Schülerinnen und Schüler des RoKo erreichen Traumschnitt von 2,02

Traumschnitte entstehen nicht durch Träumen – viel eher durch harte Arbeit, Durchhaltevermögen und ein Gespür dafür, wann sich Gelegenheiten auftun, wann sich Türen öffnen, die den Weg in die richtige Richtung weisen. Den besten Beleg für diese Einsicht, welche Schuleiter Heribert Strunz seinen „Kochlern“ ohne Abstriche attestieren konnte, liefert der Traumschnitt von 2,02, den der diesjährige Abiturjahrgang der Statistik ohne einen einzigen Durchfaller abtrotzen konnte, und den Landesdurchschnitt von 2,15 damit weit in den Schatten stellt. Es war deshalb auch die Metapher der Tür, die es Strunz angetan hatte: Wie keine andere führe sie bildlich vor Augen, wie etwas im Grunde ganz Alltägliches uns alle nachhaltig präge – abhängig indes allein davon, inwieweit wir uns von ihrer öffnenden und verbindenden Funktion prägen lassen wollen. Nicht immer sei es einfach gewesen im Laufe der vergangenen Jahre, die „richtige Tür zu finden“, diese von den Lehrkräften für sich öffnen zu lassen, oder gar selbst zum Türöffner zu werden. Doch wer erst einmal damit begonnen habe, Türen zu durchschreiten, dem stehe die Welt offen, und der könne mit der Zeit auch immer leichter damit umgehen, was man auf der anderen Seite der Tür vorfinden mag. Am Tag der Entlassfeier ließ sich dieses geistige Durchschreiten jedenfalls fürs erste konkret mit elf Einser-Schnitten, 24 Mal der Eins vorm Komma sowie einer glatten 1,0 für den Absolventen Thomas Häring beschreiben.

So waren denn auch die Feierlichkeiten von einer fröhlichen und gelösten Atmosphäre bestimmt. Nach dem ökumenischen Dankgottesdienst in St. Martin stimmte die Big Band im Foyer des Robert-Koch-Gymnasiums eben jene „Good Times“ an, die nun für einen der kleinsten Jahrgänge der vergangenen Jahre zu Ende gehen sollten. Ohne die alte Floskel vom lachenden und vom tränenden Auge zu sehr zu strapazieren, so war es doch nicht unbedingt mühelos zu erkennen, dass die Freude über das Erreichte den Abschiedsschmerz so einfach überwiegen wollte. Zu viele anekdotenbepackte, mitunter an Ludwig Thomas selbstbewusst dargebotene Lausbubengeschichten erinnernde Eindrücke aus dem Oberstufen-Leben würzten die Ansprache der Abiturredner-Troika Felix Gleich, Friedrich Thanner und Philipp Schüßler, als dass dieser Abschied als ein endgültiger wahrgenommen wurde. Die laut Strunz weiterhin offenstehenden Türen ihres Gymnasiums werden sie wohl auch in Zukunft noch mehrfach durchschreiten zum Zwecke des wiederholten Wiedersehens und als Zeichen einer bleibenden Verbundenheit, die sich nicht exklusiv in Worte packen, sondern viel eher in der Begegnung ausdrücken lässt.

Auch die geladenen Grußwort-Sprecher unterstrichen, dass sich Bildung viel weniger durch Wissen und Paukerei definieren lassen, sondern als Ausdruck persönlicher Reife und Bindungsfähigkeit – weshalb es Landrat Bernd Sibler bevorzugte, anstatt des „Abiturs“ vom „Reifezeugnis“ zu sprechen, sich Dritte Bürgermeisterin Renate Wasmeier trotz ausführlicher Vorbereitung ihrer Rede auf das Wesentliche beschränkte, und Andreas Deiml, als Vorsitzender des Fördervereins, im Duktus des stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger wissen ließ, dass, wer „eine Schweinshaxe will“, sich auch darum kümmern müsse. Auf den vom Elternbeiratsvorsitzenden Prof. Detlef Brumbi in der Sprache der Zweierpotenzen vorgetragenen Rückblick folgte schließlich mit dem dreifachen „Abi-, Abi-, Abi-“ und dem darauffolgenden Echo „tur, tur, tur!“ noch eine Art Dreierpotenz, so dass sich alle Anwesenden am rechten Ort wähnen konnten.

Nach der Ausgabe der Abiturzeugnisse bildete ein Sektempfang den Ausklang, verbunden mit der Vorfreude auf den Abiball, der am Sonntag sodann endgültig die Tür hin zu einem neuen Lebensabschnitt aufstoßen würde.